Urlaubsbilder, erste Schultage, niedliche Pannen – viele Eltern teilen heutzutage Fotos und Videos ihrer Kinder ganz selbstverständlich in sozialen Netzwerken.
Dieses Phänomen, bekannt als Sharenting (aus dem Englischen stammende Verschmelzung der Begriffe sharing (teilen) und parenting (Erziehung)), wirft jedoch zahlreiche Fragen auf, die das Kreismedienzentrum Ostalbkreis in Medienpräventionsveranstaltungen regelmäßig thematisiert. Im Rahmen des Edu-Snacks nehmen wir das Thema aus medienpädagogischer Perspektive genauer unter die Lupe.
Warum teilen Eltern Bilder ihrer Kinder?
Was ist Sharenting und wie lässt es sich erklären?
Viele Eltern sind stolz auf ihre Kinder und teilen Fotos oder Videos, um Familie und Freunde an der Entwicklung teilhaben zu lassen – besonders praktisch, wenn diese weit entfernt wohnen. Weitere Beweggründe sind der Wunsch über bestimmte Themen aufzuklären oder online Ratschläge oder Gemeinschaft zu finden. Bei professionellen Content Creators oder sogenannten „Kidfluencern“ kommen zudem finanzielle Interessen ins Spiel. Es gibt eine sehr große Bandbreite an Sharenting, genauso wie Eltern: Diese reicht von „Hardlinern“, die keinerlei Inhalte online stellen, bis zu Eltern, die den Alltag ihrer Kinder öffentlich mit Tausenden teilen, inklusive unvorteilhafter Momente, die den Kindern später peinlich sein könnten. Dazwischen liegen viele Nuancen: Manche posten nur in geschlossenen Gruppen oder über die WhatsApp-Story, andere nutzen Instagram mit eingeschränkter Freundesliste. Vielen ist dabei nicht bewusst, dass auch entfernte Bekannte oder frühere Kontakte mitsehen können.
Welche Risiken birgt Sharenting?
Neben nachvollziehbaren Motiven kommt es häufig zu einer Verletzung der Privatsphäre des Kindes, vor allem, wenn die Inhalte als unvorteilhaft wahrgenommen werden. Auch private Fotos können in öffentlichen Kontexten landen, so dass eine unfreiwillige erhöhte Sichtbarkeit entsteht. Es ist zudem möglich, dass peinliche oder sensible Inhalte auffindbar bleiben und so langfristige Datenspuren online sind. Studien wie von jugendschutz.net zeigen, dass Kinder in sozialen Medien oft identifizierbar und teils in intimen Situationen (schlafend, krank auf der Couch etc.) abgebildet werden. Besonders bei freizügigen Inhalten, die noch nicht im strafrechtlichen Bereich liegen (Kinder in Windeln, Fotos vom Badesee o.ä.), ist Vorsicht geboten, da diese teilweise sexualisiert in entsprechenden Kreisen in Umlauf gebracht werden.
Angesichts der vielen Missbrauchs-Möglichkeiten, u. a. auch Bildbearbeitung mithilfe von KI-Tools, sollten Eltern kritisch prüfen, ob das Teilen und Veröffentlichen privater Momente dem Kind gegenüber zu verantworten ist. Geteilte Informationen ermöglichen es Dritten, Inhalte sexualisiert zu nutzen, Identitätsdiebstahl zu betreiben oder Kontakt aufzunehmen, bis hin zur Absicht des sexuellen Missbrauchs (Cybergrooming).
Wie kann man das Thema Sharenting im pädagogischen Kontext aufgreifen?
Die Rolle der Eltern
Vielen Eltern ist der Umfang an Risiken nicht vollumfänglich bewusst, so dass Aufklärung eine wichtige Rolle spielt. Dies kann vom Auslegen von Informationsflyern über die Bereitstellung des digitalen Elternangebots „Clemens hilft“ bis hin zur Thematisierung in Veranstaltungen reichen.
In Schülerworkshops wie auch Medienelternabenden thematisiert das KMZ regelmäßig das Thema Privatsphäre bzw. das Recht am eigenen Bild. Dies besagt, dass die abgebildete Person entscheiden darf, was mit einem Bild passiert. Was ist aber, wenn das Kind zu jung ist, um die Folgen abzuschätzen? Dann sind die Eltern in der Verantwortung und deshalb sollten diese sich auch mit Datenschutz auskennen: Möchte man Dienste nutzen, bei denen Inhalte auf Servern im Ausland liegen? Wie kann man Privatsphäre-Einstellungen treffen, damit Inhalte nicht über Suchmaschinen auffindbar sind? Oder auch inhaltlich: Wäre es für mich okay, wenn ein Bild von mir in einer ähnlichen Situation geteilt würde? Die Kampagne #DeinKindAuchNicht spielt mit einer Rollenumkehr und zeigt Erwachsene in intimen Situationen.
Ganz allgemein gilt: Im Vorschulalter entscheiden Eltern allein, was veröffentlicht wird, ab der Grundschule sollten Eltern die Entscheidung gemeinsam mit ihren Kindern treffen, bevor sie Inhalte posten. Wenn ein Kind gegen eine Veröffentlichung ist, sollte sie tabu sein. Auch wenn andere Kinder abgebildet sind, z. B. am Kindergeburtstag, sollten alle Beteiligten einverstanden sein.
Gibt es sichere Wege, Kinder online zu zeigen?
Einige Eltern achten auf Anonymisierung – etwa durch Fotos von hinten oder Emojis über Gesichtern. Doch selbst vermeintlich „vergängliche“ Inhalte wie Storys lassen sich speichern und weiterverbreiten, z. B. durch Screenshots. Problematisch wird Sharenting, wenn Minderjährige unfreiwillig einem großen Publikum präsentiert werden, dessen Reichweite und mögliche Folgen (z. B. Cybermobbing, Hasskommentare) sie nicht einschätzen können. Eltern sollten Risiken kennen und sorgfältig abwägen, welche Inhalte sie teilen – weniger ist hier meist mehr.
Ganz allgemein ist es ratsam, Inhalte nur mit Menschen zu teilen, die man auch offline kennt und denen man vertraut. Daher sollten Profile auf ihre Reichweite überprüft werden und besser privat sein, wenn Inhalte von Kindern veröffentlicht werden. Zudem gelten die üblichen Privatsphäre-Schutzmaßnahmen: keine persönlichen Daten (Name, Wohnort etc.), wenig Gesicht und nur Motive, die auch öffentlich auf dem Marktplatz oder Schulhof hängen könnten.
Veranschaulichen wir dies an einem Beispiel, dem ersten Schultag: wenig empfehlenswert ist es, das Kind voll sichtbar mit Klarnamen, Klasse sowie Angaben zur Schule zu posten, besser wäre es, öffentlich nur ein Bild einer Schultüte zu teilen und wenigen Angehörigen Bilder per EU-DSGVO-konformem Messenger zu schicken oder sie offline zur Fotoshow einzuladen.
Medienprävention
Im Rahmen der schulischen Medienprävention ist es sinnvoll, den Umgang mit Fotos mit Kindern zu diskutieren und zu üben:
- Welche Bilder kann man posten? Warum/warum nicht?
- Wie würdet ihr euch fühlen, wenn jemand ein solches Bild von euch posten würde?
- Wen muss man um Erlaubnis fragen?
- Was macht ihr mit Bildern, die definitiv nicht okay sind?
Auf diese Weise lernen Schülerinnen und Schüler persönliche und gesetzliche Schranken kennen und wissen, wie sie sich schützen können.
Weitere Informationen
- Sharenting – Kinderbilder teilen, aber wie? (LMZ Spotlight): https://www.lmz-bw.de/lmz-spotlights/sharenting-kinderbilder-teilen-aber-wie#c80099, Stand: 13.8.2025.
- Öffentliche Kindheit - Kinderbilder auf Instagram (jugendschutz.net): https://www.jugendschutz.net/themen/social-media/artikel/oeffentliche-kindheit-kinderbilder-auf-instagram, Stand: 13.8.2025.
- Kampagne #DeinKindAuchNicht (Toyah Diebel): https://deinkindauchnicht.org, Stand: 13.8.2025.
- Broschüre Sharing is not Caring (DKHW): https://www.dkhw.de/informieren/unsere-themen/kinder-und-medien/kinderfotos-im-netz/ , Stand: 13.8.2025.
- Zu nackt fürs Internet. Für Eltern (klicksafe): https://www.klicksafe.de/materialien/zu-nackt-fuers-internet, Stand: 13.8.2025.
- Zu nackt fürs Internet. Für Jugendliche (klicksafe): https://www.klicksafe.de/materialien/zu-nackt-fuers-internet-fuer-jugendliche, Stand: 13.8.2025.